Innovation Alliance: Digitalisierung für den Mittelstand
Die Innovation Alliance ist ein Zusammenschluss von 12 Partnern aus dem IT-Umfeld, die gerade mittelständischen Unternehmen helfen wollen, geschlossene digitale Prozessketten aufzubauen - Schritt für Schritt und mit Augenmaß. Nähere Informationen dazu gibt Peter Behnisch, Mitglied der Geschäftsführung, eines der Partnerunternehmen, der INNEO Solutions GmbH, Ellwangen, in dem folgenden Interview.
Herr Behnisch, wann und von wem wurde die Innovation Alliance gegründet?
Die Innovation Alliance geht zurück auf die „Deutschland digital“ Initiative der Firma Cisco Systems. Das war eine Ankündigung Anfang des letzten Jahres, dass Cisco Deutschland dabei unterstützen möchte, mehr Nutzen aus der Digitalisierung zu ziehen. Dabei sollen drei wesentliche Säulen eine Hauptrolle spielen: Die erste ist das Thema Datensicherheit. Gerade hier bei uns hat man doch starke Bedenken, was die Sicherheit des Datenaustausches anbelangt.
Zu Recht
Ja, durchaus. Und dies hat man auch erkannt, dass an der Stelle einiges zu tun ist, um die Sicherheitsbedenken auszuräumen und tragfähige Lösungen dafür zu finden. Die zweite Säule betrifft das Thema Ausbildung. Es geht darum, eine größere Anzahl von Firmenmitarbeitern, auch ältere Mitarbeiter, zu befähigen, diese neuen Techniken zu bedienen und grundsätzlich damit umgehen zu können. Und die dritte Säule, wo wir dann auch ins Spiel kommen, befasst sich speziell mit der mittelständischen Industrie. Wie muss man hier vorgehen, um die Digitalisierung umzusetzen? Wie können es die Unternehmen am besten tun? Dann hat man sich überlegt, mit welchen Partnern kann das bestmöglich umgesetzt werden. Dabei hat man sich dagegen entschieden, die großen allseits bekannten Systemhäuser mit einzubeziehen, sondern hat gesagt, wenn wir schon den Mittelstand erreichen wollen, dann sollten wir auch mittelständische Partner haben.
Wie ging es dann weiter?
Im April 2016 gab es ein erstes Treffen, damals initiiert von Herrn Carsten Heidbrink, der bei Cisco in Deutschland für diese Themen verantwortlich ist. Eine Art erstes Kennenlernen, bei dem die Ideen vorgestellt wurden und wo die Partner befragt wurden, ob sie sich vorstellen können, dort mitzumachen. Herausgekommen ist eine Alliance mit 12 Partnern (siehe Kasten), die ein recht breites Themenspektrum abdecken.
Es gibt wenige Überschneidungen, wir ergänzen uns recht gut. Und wir sehen ganz klar, dass keiner von uns das gesamte Spektrum der Digitalisierung alleine stemmen kann. Der Charme liegt in der Kombination der Fähigkeiten aller Partner, so dass wir nun wirklich End-to-End Projekte beim Kunden realisieren können.
Es gab wohl am Anfang eine Studie zum Thema Digitalisierung. Was hat die erbracht?
Ja, wir haben mit einer Agentur aus Düsseldorf, Super 7, gemeinsam ein Konzept für die Innovation Alliance entwickelt: Was wollen wir grundsätzlich tun und was wollen wir anders machen als viele andere, die sich das Thema Digitalisierung auch auf die Fahnen geschrieben haben. Wir haben dann gesagt, „wir wollen nicht die nächste Studie veröffentlichen, die den Mittelstand in Angst und Schrecken versetzt, sondern wir wollen wissen, was verbinden denn die Leute im Mittelstand mit diesem Thema.“ Dazu wurden 500 Entscheider in verschiedenen Branchen und Unternehmen befragt. Und was man nun sagen kann, für rund 75% der Befragten ist die Digitalisierung eine Sache, die ihnen eher Unbehagen bereitet. Sie sehen es als eine Pflichtaufgabe an, etwas das man tun muss, aber eigentlich kann man nichts gewinnen... Viele sehen sich auch vor die Situation gestellt, eine Art zweiter Steven Jobs sein zu müssen, um dieses Thema umsetzen zu können. Also die Studie hat eher Ungutes zu Tage gefördert, die Anwender verbinden ein gewisses „Bauchgrimmen“ damit. Also Aufklärung und Ausbildung - wie vorher schon gesagt - tun ganz sicher Not.
Dabei ist es doch eine Tatsache, dass das Engineering in den letzten 30 Jahren schon stark digitalisiert worden ist, insgesamt natürlich ist die Tiefe der Umsetzung in den einzelnen Unternehmen unterschiedlich. Also gibt es doch schon Erfahrungen, die man jetzt nur in anderen Bereichen anwenden muss.
Ja, der Grad der Umsetzung ist unterschiedlich. Wirklich geschlossene digitale Prozessketten gibt es selten. Viele sind doch noch mit Zeichnungen unterwegs etc. Auf der anderen Seite ist nicht alles revolutionär neu, was getan werden muss. Was die einen Firmen schon haben, ist für die anderen noch Neuland und umgekehrt. Vieles kann man voneinander lernen. Genau das wollen wir auch vermitteln. Es geht bei der Innovation Alliance nicht darum und alles auf den Kopf zu stellen, sondern um vernünftige überschaubare Schritte, die zu gehen sind und bei der wir die Anwender gut unterstützen.
Es geht also um ein sinnvolles Maß?
So ist es. Digitalisierung zum Anfassen und verstehen, denn keiner von uns möchte sich beispielsweise automatisiert von Algorithmen bestimmen lassen. Aber auf der anderen Seite haben sich durch neue Technologien und den Einsatz des Internets neue Möglichkeiten für Unternehmen ergeben, die sie früher eben nicht hatten. Wenn ich von unseren konkreten Kunden ausgehe, dann haben die u. a. ein vermehrtes Interesse, sich stärker im Service zu engagieren. Sie haben erkannt, dass der reaktive Service, also Maschine geht kaputt, Kunde ruft an, Servicetechniker wird hingeschickt, nicht das Modell der Zukunft ist. Viel geschickter scheint es zu sein, eine zustandsorientierte Wartung zu machen, bei welcher der aktuelle Maschinenzustand den Ausschlag gibt, was gemacht wird oder eben nicht. Dazu muss man aber den Maschinenzustand auch wirklich kennen. Und dazu befähigen uns die heute zur Verfügung stehenden Techniken. Dazu gehören z.B. Sensoren, aber auch eine intelligente Analyse von Steuerungsdaten usw. und es gehört eine leistungsfähige und sichere Datenübertragung dazu, die es dem Service eben erlaubt, ein klares Bild einer Maschine zu gewinnen und die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
Aber das gibt es doch schon seit 15 Jahren. Die ersten Werkzeugmaschinenhersteller haben es damals schon gemacht. Neu ist jetzt nur das Internet als Übertragungsmedium. Und damit kommen wir auf Ihre Säule Nummer 1: Security.
Genau, es geht darum, wie man die Daten sicher von A nach B bringen kann. Da kommen dann einige Partner der Innovation Alliance ins Spiel, die sich sehr stark bei der Datensicherheit engagieren. Und eines der ersten Angebote, die wir den Kunden machen, ist ein so genannter Security-Checkup, um überhaupt mal festzustellen, wie sie selbst heute schon bezüglich dessen aufgestellt sind. Das ist eines der ersten konkreten Angebote der Innovation Alliance, bei dem man in 2-4-tägigen Assessments bei Kunden den vorhandenen Sicherheitsstatus aufnimmt. Darauf aufbauend wird eine Empfehlung abgegeben, was zu tun ist - je nach dem was der Kunde in Zukunft vorhat.
Bevor wir noch zu weiteren Details kommen, zunächst noch die Frage, warum macht INNEO mit bei der Innovation Alliance?
Aus unserem eigenen Verständnis heraus stehen wir selbst für die Themen Innovation und Mittelstand. Wie alle anderen Partner, sind auch wir ein mittelständisches Unternehmen mit aktuell rund 250 Mitarbeitern. Und wir haben, wie die Kunden, durchaus unsere Herausforderungen mit dem Thema Digitalisierung. Aus dieser Tatsache heraus ergibt sich ein partnerschaftlicher Ansatz auf Augenhöhe, der sich zunächst einmal in einem großen Gesprächsbedarf seitens der Kunden manifestiert hat. Sie finden es dabei gut, einen „Sparringspartner“ zu haben, der von außerhalb kommt und eben nicht die eigene Unternehmensbrille auf hat. Wir glauben zudem, dass wir in der Gruppe mit den anderen für unsere Kunden deutlich mehr erreichen können, als INNEO allein. Wir haben große Themenfelder selbst im Haus, nämlich Produktentwicklungslösungen und IT-Infrastruktur und Geschäftsprozesse. Mit den anderen zusammen ergibt sich aber ein viel größeres Feld, welches abgedeckt werden kann, z. B. Produktion, Logistik oder Vertrieb und Marketing.
Jetzt haben Sie ja schon eine Roadshow hinter sich, kann man etwas zu den Ergebnissen/Erkenntnissen sagen?
Also ich empfand die Roadshow als eine sehr gelungene Sache, was uns das Feedback der Kunden gezeigt hat, die es sehr gut fanden, dass nicht Technologien, sondern der Nutzen klar im Vordergrund stand. An den sechs Standorten hatten wir ca. 360 - 380 Teilnehmer und haben ca. 750 Firmen erreicht und das mit einer bis dahin recht unbekannten „Marke“. Das Konzept war für alle neu. Wir haben bewusst ein Konzept gewählt, welches keiner der Partner allein für sich so wählen würde, nämlich mehr an Lösungen für die Kunden orientiert, als an einer tiefen Erklärung unserer Produkte. Jeder der Partner hatte 5 Minuten Zeit, um ein konkretes Fallbeispiel vorzutragen: Was war das Problem, was hatte das Unternehmen für Ziele, wie haben wir die Sache gelöst und was entstand an Nutzen. So haben wir mit den Beispielen, die schon realisiert wurden, eine Inspiration für die künftigen Nutzer gegeben. Und daraus entstanden viele gute Gespräche. Mir persönlich hat das sehr gut gefallen aber auch das Feed-back der Anwender war entsprechend. Mittlerweile gibt es bereits Folgegespräche. Wir denken, das war ein guter Startpunkt, auf den wir aufbauen können.
Auf der Homepage der Alliance steht, es gibt insgesamt schon über 1000 Projekte. Haben Sie als INNEO auch schon welche?
Ja.
Können Sie dazu etwas Konkretes sagen, wenn auch vielleicht übergeordnet?
Einige unserer Kunden haben das Problem, dass sie zwar schon im Fertigungsumfeld Daten sammeln, aber eigentlich nicht viel damit anfangen. Nur wenn eine Störung oder gar ein Schaden eintritt, muss sich ein „armer Mensch“ hinsetzen und die Berge von Daten durcharbeiten, um ggf. die Fehlerquelle zu finden. Nehmen wir als Beispiel einen Hersteller von kleinen Elektromotoren, die z. B. in Autos Nebenaufgaben erfüllen. Hier war die Frage zu klären, welche Daten müssen erfasst und auf welche Weise aufbereitet werden, um schon sehr früh erkennen zu können, wenn sich ein Qualitätsproblem anbahnt? Hierfür wurde ein proof of conzept erarbeitet und man hat klar festgestellt, wenn an einer bestimmten Arbeitsstation ein Anzugsdrehmoment beim Verschrauben überschritten wird, entsteht mit zu 80% höherer Wahrscheinlichkeit ein späteres Ausschussteil. Oder, was wir auch mit einem Kunden machen, ist die Umsetzung des Themas Virtuelle Realität. Da wir ja aus der 3D-Welt kommen, schauen wir, was man mit den 3D-Daten noch so alles machen kann. Eine Anwendungsmöglichkeit ist eben VR, die bei vielen unserer Kunden auch schon auf der Agenda steht. Es geht um eine Designüberprüfung, aber auch um Präsentationen von Produkten. Muss man seine Produkte in ferne Länder wirklich mitschleppen, oder geht es auch mit VR-Methoden? So entstehen viele praktische Ansätze, die in kleinen Schritten eingeführt werden und nicht der „dicke Hammer“, der alles und alle „erschlägt“.
Herr Behnisch, vielen Dank für das Gespräch.
Die Partner der Innovation Alliance
Cisco Systems
Damovo Group
ENTIRETEC AG
Inforsacom Logicalis GmbH
INNEO Solutions GmbH
Leitwerk AG
Pan Dacom Networking AG
Pco - Personal Computer Organisation GmbH & Co. KG
relayr GmbH
Schweickert Netzwerktechnik GmbH
SWS Computersysteme AG
xevIT GmbH